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Anonymität Und Macht


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  Anonymität bedeutet, dem Gegenüber den Bezug zur eigenen realen Identität vorzuenthalten. Der Gebrauch von Anonymität kann vielfältige persönliche Gründe (positive und negative) und Auswirkungen (ebenfalls positive und negative) haben. Die Seite "Anonymität" gibt einen groben Überblick.

Diese Aussage ist in der Form falsch. Anonymität bedeutet zunächst nur, Argumente, aber auch persönliche Informationen, nicht mit einer bestimmten Identität in Verbindung zu bringen.

Du hast Recht, das war ungeschickt formuliert, ich hab's geändert.

Man kann sehr wohl auch anonym etwas über sich selbst, seine Familie, seine Probleme, seine Geschichte, seine Träume etc. pp. erzählen, sich vielleicht sogar besser darüber austauschen, als würde man die Namen und regulären Rollen der Menschen im wahren Leben kennen. Das funktioniert in jedem Café bei dem Du Dich zu einer unbekannten Frau an den Tisch setzt, ebenso wie bei den Anonymen Alkoholikern und auch online.

Natürlich kann man das und Anonymität ist keine Ja/Nein-Angelegenheit. Aber bei der unbekannten Frau kommt auch mal der Punkt, wo ein "...übrigens, darf ich mich vorstellen, ich heiße ... und bin ..." weiterführt. Es gibt auch Flirt-Chats oder AIDS-Foren, wo Anonymität empfehlenswert ist.

Man sollte vielleicht nicht so versessen auf Reputation und persönliche Profilierung sein, und beide Seiten mal unvoreingenommen ausprobieren.

An diesem Punkt ist dieser Vorwurf unabgebracht. Verschiebe ihn doch auf einen passende Seite und belege ihn mit Beispielen und Argumenten aus deiner Erfahrung. Das wäre toll.

Auf die Seite Profilierung?

In der Auseinandersetzung zwischen Teilnehmern von Online-Communities wird Anonymität teilweise als Machtmittel eingesetzt. Der anonyme Teilnehmer verschafft sich einen Informationsvorsprung gegenüber dem "bionymen" Teilnehmer, den er nach Belieben zu seinem Vorteil einsetzen kann. Er erschwert seinen Kommunikationspartnern die OnlineKommunikation (siehe dort) noch weiter, indem er ein Berücksichtigen der persönlichen Hintergründe unmöglich macht und provoziert damit KommunikationsFehler, die er ausbeuten kann. Durch die fehlende persönliche Transparenz wird der sozialen Kontrolle der Boden entzogen. Der Anonyme kann Handlungen setzen und Macht ausüben, ohne dafür Nachteile fürchten zu müssen, setzt er doch kein soziales Kapital in Form von Beziehungen oder Reputation aufs Spiel.

Und umgekehrt setzt der Profilierer auf Reputation, um seine Argumente besser durchzudrücken. Wer sich diesen Vorteil nutzbar macht, macht sich angreifbar. Das sollte jedem bewusst sein, der sich auf brisantere Diskurse einlässt. In den Diskursen zum Veganismus sind beispielsweise schon viele an ihrem eigenen Profil gescheitert.

Das wird scheinbar zum Standard-Vorurteil. Jeder, der nicht anonym schreibt, ist ein Profilierer, dem es drauf ankommt schlechte Argumente durch seinen Namen Gewicht zu verschaffen. Das ist genauso falsch als würde man sagen, Jeder anonyme Teilnehmer ist ein destruktiver Troll. Solche Vorurteilsbildungen führen nicht weiter. Wenn du Erfahrungen über ProfilProbleme? hast, dann schreib sie doch irgendwo auf.

Woher nimmst Du die Pauschalisierung? Aus meinem Beitrag jedenfalls nicht. Es ist nunmal Fakt, dass Reputation dazu beiträgt, den Argumenten Gewicht zu verleihen - egal, ob diese gut oder schlecht sind. Genau darin liegt doch ihr ganzes Wesen. Dass die Argumente namentlich auftretender Autoren immer schlecht sind habe ich nicht gesagt - wäre ja auch ein bisschen dumm, da ich selbst hier ja durchgehend namentlich schreibe, wenn auch nicht immer mit Signatur.

Ein paar Beispiele zum Thema Profilierung werde ich gern verlinken.

Anonymität erscheint so (auch) als eine Methode, sich der sozialen Kontrolle zu entziehen, als eine Form von Machtausübung, die einen Missbrauch jederzeit ohne negative Folgen für den Urheber ermöglicht. Man muss hier allerdings deutlich machen, dass viele anonyme Teilnehmer ihre Macht nicht missbrauchen, sondern im Gegenteil plausible Gründe haben, anonym zu bleiben oder anonym zu schreiben.


Ich sehe es eher anders herum: Macht entsteht durch Reputation, oder durch technologische Überlegenheit. Anonymität ist ein Mittel, Ungleichheit zu überwinden: sie schränkt die Macht von etablierten oder technologisch bevorteiligten Autoren ein, und stärkt damit die von weniger oder gar nicht etablierten Autoren. Anonymität führt also nicht zu ungleichen Machtverhältnissen, sondern balanciert diese aus. -- Tim

Tim, wenn eine Form von Macht die andere ausbalanziert - was in bestimmten Situationen möglich sein kann - dann bedeutet das ja nicht, dass man sich darauf einigt, weil netter ist, halt in beiden Fällen nicht von Macht zu sprechen. Ich habe ohnehin zu Ausgleich eine Seite AdminPower angelegt.

Ich sehe übrigens diese ausgleichende Wirkung nicht. Also diese These von "Anonymität als Mittel Ungleichheit zu überwinden ... Einschränkung der Macht bevorzugter Autoren" erscheint mir aus der Luft gegriffen und skuril. Kannst du das näher begründen?

Ja sicher. Es ist ganz einfach: wer anonym schreibt, braucht sich nicht gegen AdHominem? wehren, ebensowenig gegen soziale Sanktionen durch Admins oder andere Teilnehmer oder gegen Auschlussmechanismen?. Alles noch nie erlebt? Ausgleichend ist es insofern, als dass anonyme Autoren relativ unbehelligt am Diskurs teilnehmen können, während sie als Realperson der Gutmütigkeit der Admins ausgeliefert wären. Du musst das nicht immer gleich alles auf's GründerWiki beziehen - ich denke hier an wirklich umstrittene Diskussionsthemen - dort, wo nichts ernsthaft umstritten ist, braucht es auch keine Anonymität.

Aus meiner Sicht kann jeder Benutzer ArrivierteTeilnehmer in Konflikte oder Widersprüche verwickeln, sie zur Willkür oder zum Machtgebrauch oder Machtmissbrauch verleiten und so die ArrivierteTeilnehmer-Reputation angreifen. Ein "bionymer" kann das im Allgemeinen besser und wirksamer als ein anonymer, der nur mehr Möglichkeiten hat, zu missbräuchlichen und unfairen Mittel zu greifen.

Und was schlussfolgerst Du daraus? Ich sehe nicht ganz, worauf Du hinauswillst ...

Wenn es sich aber um erfahrende ArrivierteTeilnehmer handelt, dann werden sie diese Angriffe locker überstehen und ihe Reputation wird dabei wachsen. Während der anonyme Angreifer nur Zeit investiert hat und selbst nichts gewonnen hat.

Solche auf Personen statt auf Positionen bezogene Angriffe sind für mich nicht sonderlich interessant. Jeder rational argumentierende Autor, ob "arriviert" oder "caché", anonym oder nicht, wird damit umgehen können und müssen.

Überhaupt erinnert mich diese Attitüde an klassenkämpferische Motive. Hier die guten, anonymen, besitz- und reputationslosen Anonymen. Dort die bösen, willkürlichen, unfähigen, reputationsreichen Admins. Und wenn diese Situation nicht existiert, dann muss man sie halt herbeireden.

Die Frage ist nur: wer macht hier was zur Ideologie? (Die andere Frage wäre, wer diese Seite, ursprünglich ja sogar AnonymitätIstMacht benannt, eröffnet hat, hmmm?) Helmut, Du pauschalisierst. Wir reden hier über Reputation, welche zweifelsfrei Macht darstellt, und über Anonymität, welche in Deinen Augen Macht darstellt. Ich versuche lediglich zu zeigen, dass Reputation und technologische Überlegenheit wesentlich größere Machtfaktoren darstellen, und Anonymität ein Mittel sein kann, sich den damit verbundenen Mechanismen zu entziehen. Wir reden über Möglichkeiten - Du bist derjenige, der sie zu Allgemeinplätzen macht und mir unterschieben will.

Die Diskussion zum Thema Kommunismus erspare ich mir an dieser Stelle, aber schön, dass Du es noch einmal angesprochen hast.

Ich sehe Wikis als Systeme, wo Macht aus Qualität entsteht und von der Gemeinschaft gehandhabt, kontrolliert oder verwaltet wird. Die Admin-Möglichkeiten sollen möglichst verteilbar sein oder gar (wie hier beim SeitenLöschen) jedem offen stehen. Ein Gründer lebt imho am besten in einer Rolle als PrimusInterPares?, als "Erster unter Gleichen". Kämpferische Anonymität verweigert das und entzieht sich diesem Angebot der Freundschaft in Gleichheit. -- HelmutLeitner

Übrigens, um mal einen kleinen Exkurs zum Thema Macht anzufangen: was ist denn ein Machtmissbrauch? -- Tim

Aus meiner Sicht entsteht Macht oft unvermeidlich. Bei zwei ungleichen Personen z. B. hat einer die MachtDesStärkeren, also die Möglichkeiten seinen Willen physikalisch durchzusetzen. Wenn Macht zum eigenen Vorteil und zum Schaden anderer verwendet wird, dann nenne ich das Machtmissbrauch oder Gewalt. Macht kann aber auch so fair wie möglich zum allgemeinen Nutzen eingesetzt werden. Macht soll natürlich kontrolliert werden, um Missbrauch zu verhindern,wofür ausreichend Transparenz erforderlich ist. -- HelmutLeitner

Und sie zu kontrollieren erfordert wiederum Macht, und wer kontrolliert die? Du definierst Allgemeinwohl als "guten Gebrauch" und Individualwohl ohne Konsens als "Missbrauch"? Ist es nicht völlig legitim, seine Macht für sich selbst zu gebrauchen? Zu kritisieren wäre m.E. nicht der Einsatz von Macht, sondern deren Konzentration in den Händen weniger.

Der Punkt ist, ob man für den eigenen Vorteil einen Schaden für andere in Kauf nimmt. Im Idealfall kontrolliert im Wiki jeder jeden. In der Gesellschaft sollte imho wohl jeder Machtbereich eine Kontrollinstanz haben. Ich sehe z. B. keine vernünftige Kontrolle von "Medienmacht" und "internationaler Wirtschaftsmacht". Aber im Prinzip hast du Recht, dass Machtkonzentration oft Probleme macht. -- HelmutLeitner

Diskussion / Anmerkungen

@Helmut: Diese Seite ist ein schöner Beleg dafür, dass wir hier im GründerWiki nicht nur über Online-Communities diskutieren, sondern auf einer anderen Ebene auch über Politik. Die Frage der Macht und des Umgangs mit ihr gehört zu den zentralen politischen Fragen. Böse Zungen behaupten, alles wäre politisch. Eine Seite wie diese ist es jedenfalls. -- Tim

Na ja, es ist zumindest keine Online-Community-fremde Tagespolitik. Natürlich kann es schon zum politischen Credo gehören, jede Macht an sich schon als negativ zu sehen. Ich halte das für übertrieben, sondern sehe erst den Machtmissbrauch negativ. -- Davon mal abgesehen, habe ich schon öfter geschrieben, dass Online-Communities eine Brutstätte für die Exploration neuer sozialer und demokratischer Vorstellungen sind, und dass das in die realen politischen Systeme zurückwirken wird. Partizipation, Transparenz, Fairness sind für mich fast schon Mantras geworden, wobei Transparenz für mich der Schlüsselbegriff ist. -- HelmutLeitner

Ich wollte Dich lediglich mal mit der Nase darauf stoßen, dass Deine Forderung nach "GründerWiki ist unpolitisch" (stand, glaube ich, irgendwo) ständig von Dir selbst unterlaufen wird.

Ich hänge nicht an Formulierungen, aber auf der StartSeite steht "Themen des GründerWiki sind Online-Communities und alle für Gründer wichtigen Inhalte. Andere Themen [ d. h. solche die nicht für OCs berühren ], besonders politisch-ideologische oder religiöse, sind im GründerWiki nicht am Platz und werden gelöscht." Die Frage ist also, ob ein Gründer zum Thema Anonymität etwas wissen soll oder ob das für ihn unwichtig ist. Ich denke, wir sind uns einig, dass das Thema umstritten ist und dass es sehr wohl gut ist, darüber informiert zu sein. Damit ist es klar OnTopic. Außerdem hast du das Thema herausgefordert und machst jetzt mir einen Vorwurf? -- HelmutLeitner

Ja. Ich kritisiere aber nicht die Diskussion des Themas AnonymitätUndMacht, sondern die Formulierung auf der StartSeite. Dein wiederholtes Hinweisen auf Vertrauen, Reputation, Anonymität sei nur etwas für unerfahrene Autoren, Widerstand gegen Signaturen etc. - für mich hat dieses Beharren schon ideologische Züge, und den Bezug zu politischen Themen hast Du ja selbst gerade bestätigt ... es wäre m.E. also besser, auf der StartSeite darauf hinzuweisen, dass (z. B.) nazistische, gewaltverherrlichende, pornographische (usw.) Inhalte nicht geduldet werden. -- Tim

Die Texte zu "Pornografie, etc. " stehen auf der StartSeite im zweiten Absatz des Abschnittes "aktuelle Regeln". -- HelmutLeitner

Prima, dann kann der andere Ausschnitt raus. -- Tim

Der Eindruck ideologischer Uneinsichtigkeit ist offenbar wechselseitig. Nur kann ich mich auf Tradition und Erfahrung anderer berufen und das ist schwer mit einer Ideologie in Verbindung zu bringen. Anerkannte Leute wie Torvalds oder Stallman sind ja auch nicht gerade anonyme Reputations-Flüchter.

Ha ha ha. Weil Du Dich auf Tradtion und Erfahrung berufen kannst, ist Deine einseitige Idealisierung von Reputation und Profilierung keine Ideologie? Was ist denn das für eine Logik? Für nahezu jede Idee wirst Du bekannte Leute finden, die sie vertreten. Das hat nichts damit zu tun, ob Du Dich ihr dogmatisch oder pragmatisch näherst. Und wer von uns möchte denn hier anderen vorschreiben, ob sie signieren sollen oder nicht, ob sie anonym schreiben oder mit RealNamen etc pp?

Das kommt darauf an, was du unter Ideologie verstehst. Beobachtung und Erfahrung sind Elemente der Empirie, also des Gegenteils von Ideologie. Ich sage: "willst du erfolgreich sein, dann versuchs nicht anonym" und kann entsprechende erfolgreiche bionyme OnlineCommunity-Leute vorweisen. Zeige erfolgreiche anonyme OnlineCommunity-Leute vor, und du wirst die Leser dieser Seite überzeugen. -- HelmutLeitner

Du vermischst hier zwei Ebenen. Auch wenn Du anhand von Emperie Argumente anbieten kannst (wovon ich bisher wenig gesehen habe), ist damit weder das Gegenteil bewiesen, noch, dass Du nicht dogmatisch diese Position vertrittst.

Davon abgesehen geht es mir persönlich nicht um Community, sondern um Diskurs. Und, scheinbar bist Du da ein bisschen taub auf den Ohren, aber ich wiederhole es gern noch einmal: es geht mir nicht darum, einseitig Anonymität zu propagieren. Dies lehne ich genauso ab, wie Dein einseitiges Propagieren von Profilierung und Reputation. Aber wenn Du das nicht verstehen willst, kann ich Dir auch nicht helfen. Dann sollten wir uns einfach auf den Dissens einigen. Lass einfach meine Argumente stehen und bastele Deine Ideologie drumherum, passt schon.


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